Eine interessante Geschichte


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Weit draußen in den unerforschten Einöden eines total aus der Mode gekommenen Ausläufers des westlichen Spiralarms der Galaxis leuchtet unbeachtet eine kleine gelbe Sonne. Um sie kreist in einer Entfernung von ungefähr achtundneunzig Millionen Meilen ein absolut unbedeutender, kleiner blaugrüner Planet, dessen vom Affen stammende Bioformen so erstaunlich primitiv sind, dass sie Digitaluhren noch immer für eine unwahrscheinlich tolle Erfindung halten.

Dieser Planet hat - oder besser gesagt, hatte - ein Problem. die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die meisten drehten sich um das Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einfach drollig, weil es im großen und ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen sind, die sich unglücklich fühlten. Und so blieb das Problem bestehen. Vielen Leuten ging es schlecht, den meisten sogar miserabel, selbst denen mit Digitaluhren. Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen.

Und eines Donnerstags dann, fast zweitausend Jahre, nachdem ein Mann an einen Baumstamm genagelt worden war, weil er gesagt hatte, wie phantastisch er sich das vorstelle, wenn die Leute zur Abwechslung mal nett zueinander wären, kam ein Mädchen, das ganz alleine in einem kleinen Café in Rickmansworth saß, plötzlich auf den Trichter, was die ganze Zeit so schief gelaufen war, und sie wusste endlich, wie die Welt gut und glücklich werden könnte. Diesmal hatte sie sich nicht getäuscht, es würde funktionieren, und niemand würde dafür an irgendetwas genagelt werden. Nur brach traurigerweise, ehe sie ans Telefon gehen und jemandem davon erzählen konnte, eine furchtbar dumme Katastrophe herein, und ihre Idee ging für immer verloren.

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Der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive ist eine neue, hinreißende Methode, riesige interstellare Entfernungen ohne das ganze langweilige Herumgehänge im Hyperraum in einem bloßen Nichtsigstel einer Sekunde zurückzulegen. Entdeckt wurde er durch einen glücklichen Zufall, zu einem brauchbaren Antrieb weiterentwickelt wurde er dann vom Galaktischen Staatlichen Forschungsteam auf Damogran. Das ist in der gebotenen Kürze die Geschichte seiner Entdeckung: Das Prinzip, kleine Mengen endlicher Unwahrscheinlichkeit herzustellen, indem man einfach die Logikstromkreise eines Sub-Meson-Gehirns Typ Bambelweeny 57 mit einem Atomvektoren-Zeichner koppelte, der wiederum in einem starken Braunschen Bewegungserzeuger hing (sagen wir mal, einer schönen heißen Tasse Tee), war natürlich allenthalben bekannt - und solche Generatoren wurden oft dazu benutzt, auf Parties Stimmung zu machen, indem man analog der Indeterminismustheorie alle Unterwäschemoleküle der Gastgeberin plötzlich einen Schritt nach links machen ließ. Viele berühmte Physiker sagten, sie könnten nichts von alldem vertreten, zum Teil, weil es eine Herabwürdigung der Wissenschaft darstelle, vor allem aber, weil sie zu solchen Parties nie eingeladen wurden. Etwas anderes, was sie nicht ertrugen, war das dauernde Scheitern ihrer Bemühungen, einen Apparat zu bauen, der das unendliche Unwahrscheinlichkeitsfeld erzeugen konnte, mit dem ein Raumschiff die irrwitzigen Entfernungen zwischen den entlegensten Sternen in Nullkommanix zurücklegen würde. Und so verkündeten sie schließlich, so einen Apparat zu bauen sei im Grunde genommen unmöglich. Darauf stellte ein Student, der nach einem besonders erfolglosen Tag das Labor ausfegen sollte, folgende Überlegung an: Wenn, so dachte er bei sich, so ein Apparat im Grunde genommen unmöglich ist, dann ist das logischerweise eine endliche Unwahrscheinlichkeit. Ich brauche also nichts weiter zu tun, als genau auszurechnen, wie unwahrscheinlich so ein Apparat ist, dann muss ich diese Zahl in den Endlichen Unwahrscheinlichkeitsgenerator eingeben, ihm eine Tasse wirklich heißen Tee servieren... und ihn anstellen! Das tat er und fand zu seinem großen Erstaunen, dass es ihm einfach so aus der hohlen Hand gelungen war, den lange gesuchten Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsgenerator zu erfinden. Sein erstaunen war freilich noch größer, als er, kurz nachdem er vom Galaktischen Institut mit dem Preis für Äußerste Gerissenheit ausgezeichnet worden war, von einer rasenden Horde berühmter Physiker gelyncht wurde, die schließlich dahintergekommen waren, dass das einzige, was sie wirklich nicht ertragen konnten, ein Besserwisser war.

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Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen. Viele Völker glauben, es wurde von so was Ähnlichem wie einem Gott erschaffen, allerdings meinen die Jatravartiden auf Viltwodl VI, dass ein Wesen namens Großer Grüner Arkelanfall das ganze Universum einfach ausgeniest hat. Die Jatravartiden, die in ständiger Furcht vor einer Zeit leben, die sie "Die Ankunft des großen weißen Taschentuchs" nennen, sind kleine blaue Geschöpfe mit jeweils mehr als fünfzig Armen, und sie sind deshalb so einzigartig, weil sie die einzige Rasse der Weltgeschichte sind, die das Deospray noch vor dem Rad erfand. Die Lehre vom Großen Grünen Arkelanfall hat aber außerhalb von Viltwodl VI nicht sehr viele Anhänger, und so wird, da das Universum nun mal so verwirrend ist, ständig nach Erklärungen gesucht. So baute sich zum Beispiel ein Volk hyperintelligenter, pandimensionaler Wesen einst einen riesenhaften Supercomputer namens Deep Thought, der ein für allemal die Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem übrigen herausfinden sollte. Siebeneinhalb Millionen Jahre überlegte und rechnete Deep Thought, und schließlich verkündete er, die Antwort laute schlicht und einfach Zweiundvierzig - und so musste ein neuer, noch größerer Computer gebaut werden, der rausfinden sollte, wie denn nun die Frage eigentlich laute. Und dieser Computer, der Die Erde hieß, war so groß, dass er oft fälschlich für einen Planeten gehalten wurde - besonders von den merkwürdigen affenartigen Wesen, die auf seiner Oberfläche herumrasten und absolut keinen Schimmer davon hatten, dass sie lediglich der Bestandteil eines gigantischen Computerprogramms waren. Und das ist wirklich komisch, denn ohne diese simple und naheliegende Erkenntnis ergab nichts, aber auch gar nichts, was sich auf der Erde ereignete, auch nur das geringste bisschen Sinn. Leider aber wurde die Erde kurz vor dem entscheidenden Augenblick, als das Computerprogramm fast durchlaufen war, völlig unerwartet von den Vogonen zerstört, um - so behaupteten sie - einer neuen Hyperraum-Umgehungsstraße Platz zu machen, und alle Hoffnungen, jemals den Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen, gingen so für immer verloren.

Oder so könnte es scheinen. Zwei der merkwürdigen affenartigen Wesen überlebten. Arthur Dent entkam in allerletzter Minute, weil sich plötzlich rausstellte, dass ein alter Freund von ihm, Ford Prefect, von einem kleinen Planeten irgendwo in der Nähe der Beteigeuze stammte, und nicht aus Guildford, wie er bis dahin immer behauptet hatte. Und was noch zweckmäßiger war: Ford wusste, wie man von fliegenden Untertassen per Anhalter mitgenommen wird. Tricia McMillan - Trillian genannt - war von dem Planeten sechs Monate zuvor mit Zaphod Beeblebrox, dem Präsidenten der Galaxis, durchgebrannt. Zwei Überlebende. Sie sind alles, was von dem größten Experiment übriggeblieben ist, das jemals durchgeführt wurde, um hinter die große Frage und die Große Antwort des Lebens, des Universums und alles übrigen zu kommen. Und weniger als eine halbe Million Meilen von dem Ort entfernt, wo ihr Sternenschiff gerade durch die pechrabenschwarze Dunkelheit des Raumes treibt, bewegt sich ein Vogonen-Raumschiff langsam auf sie zu....

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Es ist eine bedeutende und allgemein verbreitete Tatsache, dass die Dinge nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen. Zum Beispiel waren die Menschen auf dem Planeten Erde immer der Meinung, sie seien intelligenter als die Delphine, weil sie so viel zustande gebracht hatten - das Rad, New York, Kriege und so weiter, während die Delphine doch nichts weiter taten, als im Wasser herumzutoben und sich`s wohl sein zu lassen. Aber umgekehrt waren die Delphine der Meinung, sie seien intelligenter als die Menschen, und zwar aus genau den gleichen Gründen. Komischerweise wussten die Delphine schon lange vorher von der drohenden Zerstörung der Erde und hatten viele Versuche unternommen, die Menschheit auf die Gefahr aufmerksam machen, doch wurden die meisten ihrer Botschaften als amüsante Versuche missdeutet, einen Fußball mit dem Kopf zu treffen oder nach irgendwelchen Leckereien zu pfeifen, so dass sie es schließlich aufgaben und die Erde, kurz bevor die Vogonen kamen, auf ihre ganz persönliche Art und Weise verließen.

Die allerletzte Botschaft der Delphine wurde als der erstaunlich kunstfertiger Versuch missverstanden, einen doppelten Salto rückwärts durch einen Reifen zu vollführen und dabei "Heil dir im Siegerkranz" zu flöten; in Wirklichkeit aber lautete die Botschaft: Macht`s gut und danke für den vielen Fisch. Tatsächlich war nur eine Gattung von Lebewesen auf dem Planeten intelligenter als die Delphine, und sie brachten ihre Zeit größtenteils in Verhaltensforschungslabors zu, wo sie in Laufrädern herumrannten und entsetzlich raffinierte und ausgeklügelte Experimente an den Menschen vornahmen. Die Tatsache, dass die Menschen auch hier wiederum die wahren Verhältnisse total verkannten, lag ganz in der Absicht dieser Wesen. Bis dann, wenn es wieder heißt: "Nimm dein Handtuch mit oder bleib zu Hause!!"
Der Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis sagt folgendes zum Thema Fliegen: Es ist eine Kunst, sagt er, oder vielmehr ein Trick zu fliegen. Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben. Such dir einen schönen Tag aus, schlägt er vor, und probier's. Der erste Teil ist ganz leicht. Er erfordert nichts weiter als schlicht die Fähigkeit, sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn zu werfen, und den festen Willen, sich nichts daraus zu machen, dass es wehtut. Das heißt, es wird wehtun, wenn es einem nicht gelingt, den Boden zu verfehlen. Den meiste Leuten gelingt es nicht, ihn zu verfehlen, und wenn sie es dann erst recht versuchen, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass es ihnen mit ziemlicher Wucht nicht gelingt, ihn zu verfehlen. Zweifellos ist es dieser zweite Teil, nämlich das Verfehlen, der Schwierigkeiten bereitet. Das eine Problem ist, dass man den Boden zufällig verfehlen muss. Es hat keinen Zweck, sich bewusst vorzunehmen, den Boden zu verfehlen, denn das schafft man nicht. Man muss sich plötzlich von irgendwas ablenken lassen, wenn man auf halbem Wege ist, so dass man nicht mehr über das Fallen nachdenkt oder über den Boden oder darüber, wie weh es tun wird, wenn es einem nicht gelingt, ihn zu verfehlen. Es ist bekanntlich überaus schwierig, die Aufmerksamkeit während des Sekundenbruchteils, den man zur Verfügung hat, von diesen drei Dingen abzulenken. Daher das Scheitern der meisten Leute und schließlich ihre Ernüchterung über diesen so anregenden und ausgefallenen Sport. Wenn man jedoch das große Glück hat, im entscheidenden Augenblick ganz kurz abgelenkt zu werden, sagen wir mal durch ein prachtvolles Paar Beine (Fühler, Scheinfüßchen - je nach Gattung und/oder persönlicher Neigung) oder durch eine Bombe, die in der Nähe explodiert, oder dadurch, dass man plötzlich auf einem nahegelegenen Ast eine seltene Käferart krabbeln sieht, dann wird man in seiner Verwunderung den Boden total verfehlen und nur wenige Zentimeter über ihm in einer Weise schweben bleiben, die vielleicht ein ganz klein bisschen dämlich wirken könnte.

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Das ist der Moment höchster und heikelster Konzentration. Lass dich treiben und schwebe, schwebe und lass dich treiben. Unterlasse alles Nachdenken darüber, wie schwer du eigentlich bist, und lasse dich einfach etwas umher tragen. Hör nicht drauf, was in dem Moment die Leute zu dir sagen, denn höchstwahrscheinlich sagen sie nichts Hilfreiches. Höchstwahrscheinlich sagen sie irgend etwas Dämliches wie: Oh Du großer Gott, du kannst doch unmöglich fliegen!" Es ist ungeheuer wichtig, ihnen keinen Glauben zu schenken, oder aber sie haben augenblicklich recht. Lass dich höher und höher tragen. Versuche, ein paar Sturzflüge, ganz vorsichtig zuerst, dann schwebe über die Baumkronen weg und atme gleichmäßig WINKE NIEMANDEM ZU.

Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, wird man entdecken, dass der Augenblick der Ablenkung rasch immer leichter zu erreichen ist. Dann wird man alles lernen, was man zur Kontrolle des Fluges, der Geschwindigkeit braucht, und der Trick besteht normalerweise darin, dass man nicht zu heftig darüber nachdenkt, was man machen will, sondern dass man es einfach geschehen lässt, als geschehe es sowieso. Man wird auch lernen, wie man richtig landet, das ist etwas, was man beim ersten Versuch ziemlich sicher durcheinanderbringt, und zwar gründlich. Es gibt private Flugvereine, denen man beitreten kann und die einem helfen, den überaus wichtigen Moment der Ablenkung zu erwischen. Sie heuern Leute mit frappierenden Körpern oder Meinungen an, die im kritischen Augenblick hinter irgendwelchen Bäumen hervorgestürmt kommen und sie einem zeigen und/oder auseinandersetzen. Nur wenige echte Hitchhiker werden in der Lage sein, in so einen Verein einzutreten, aber einige werden dort vielleicht mal einen Aushilfsjob bekommen.